kaum ein Lebewesen hat die Komponisten derart beschäftigt wie der Vogel. Das ist verständlich, hat er doch modisch wie akustisch Ansprechenderes zu bieten als zum Beispiel Damwild oder Maulwurf. Ganz oben auf der Hitliste des gepflegten Tirilis: Nachtigall und Kuckuck (Händel/Beethoven/Saint-Saëns), gefolgt von Wachtel (Beethoven), Haushuhn (Rameau), Stieglitz (Vivaldi) und die nimmermüde Feldlerche (Vaughan Williams, Tschaikowsky). Olivier Messiaen soll sogar 320 (!) Vogelstimmen verkomponiert haben. Was für eine Mühe.
Ottorino Respighi hat in seinen „Vögeln“ vernünftigerweise nur vier Gesängen einen solistischen Auftritt gewährt. Taube, Henne, Nachtigall und Kuckuck, erklingen hier in herrlich barockem Technicolor. Und wer Lust hat zu lauschen, entdeckt neben flatternden Flügeln, pickenden Schnäbeln auch niedlich kratzende Füße.
Nun aber aus irdischen Lüften in himmlische Weiten: die Harfe. Wir hören das vielleicht schönste Harfenkonzert der klassischen Konzertliteratur unter den wachsamen Augen und Ohren König Davids, der im Deckenfresko über unserer Orgel schon seit Jahrhunderten vergnügt die Harfe schlägt im Kreise der musizierenden Engel.
Der große Sänger hätte auch sicher seine Freude an einer der letzten großen Sinfonien Haydns, der 101, „Die Uhr“. Was soll man sagen: Londoner Abendstraßeneleganz im Isartal. Ob diese Sinfonie aber wirklich etwas mit einer Uhr zu tun hat und warum die Fagotte hier das Maß alles Dinge sind, werden wir dann nach der Pause klären. Manchmal hatten wir Septemberschwalben in der Kirche, die zwitscherten zur Musik. Das würde gut zu diesem Abend passen.
Karten bekommen Sie bei München-Ticket, Abonnements haben wir für Sie jederzeit, auch während der laufenden Saison, vorrätig.
Herzlich
Ihr Michael Forster
Benno Forster hat 1968 die Schäftlarner Konzerte ins Leben gerufen. 1972 war die Konzertreihe Teil des offiziellen Olympischen Kulturprogramms. Mehrere Jahre gestaltet Benno Forster das Programm zusammen mit seinem Sohn Michael, bis dieser 2018 mit dem 50. Jubiläum der Konzertreihe die künstlerische Leitung komplett übernommen hat. Es spielen - gemeinsam mit renommierten Solisten - Instrumentalisten aus den drei großen Münchner Symphonieorchestern. Die Musiker des Bayerischen Staatsorchesters, der Münchner Philharmoniker und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks bilden seit Jahren das traditionelle Orchester der Schäftlarner Konzerte.
Kloster Schäftlarn gehört zu den bayerischen Urklöstern und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Gegründet wurde es 762 als Benediktinerkloster. In den Wirren der Ungarnkriege im 10. Jahrhundert ging es unter. Bischof Otto von Freising erneuerte es 1140 und übergab es den Prämonstratensern, die es bis zur Säkularisation 1803 führten. Ihnen ist auch der Klosterneubau des frühen 18. Jahrhunderts mit seiner hervorragenden Rokokokirche zu verdanken, an deren Bau und Ausstattung so bedeutende Künstler wie Francois Cuvillies, Johann Michael Fischer, Johann Baptist Zimmermann und Baptist Straub beteiligt waren.
Die Wiederbegründung als Benediktinerkloster erfolgte 1866 durch König Ludwig I. mit dem Auftrag, “dass die Ordensmitglieder sich der Seelsorge wie der Erziehung und Bildung der Jugend widmen sollen”. Dieser Tradition fühlen sich Kloster und Gymnasium verpflichtet: Als Lehrer und Präfekten sind auch Ordensangehörige im Gymnasium tätig. Liturgie und Pflege der Kulturgüter und der Natur sind darüber hinaus selbstverständliche Anliegen des Ordens. Mit diesem Selbstverständnis ist Kloster Schäftlarn die ideale Heimat der Konzertreihe “Schäftlarner Konzerte”, deren Veranstaltung ab 2021 der Verein Schäftlarner Konzerte e.V. übernommen hat.
Sie möchten vor dem Konzert in den Biergarten oder nach dem Konzert gut Essen gehen? Nutzen Sie das gastronomische Angebot in der Nähe. Zum Beispiel im Kosterbräu Stüberl gegenüber dem Kloster oder im Gasthaus zum Bruckenfischer an der Isar (ca. 1 km vom Kloster entfernt). Oder Sie genießen Blumenpracht und Springbrunnen im Prälatengarten.
Credits || Fotos: Monika Rittershaus, Stephan Görlich, Angie Ernst, Sigrid Reinichs, Wilfried Hösl, Geoffroy Schied, Alexander Hüls